Batteriespeicher als Schlüssel der Energiewende: Status Quo, Bauvorhaben und Zukunftsperspektiven

In Deutschland nehmen Batteriespeicher eine zunehmend wichtige Rolle in der Energiewende ein. Sie speichern den Strom, der aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind- und Solarparks erzeugt wird, und können diesen bei Bedarf wieder ins Netz einspeisen – besonders in Zeiten, in denen der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint. Aktuell sind große Batteriespeicher in der Lage, Schwankungen im Stromnetz auszugleichen und stellen damit eine Schlüsseltechnologie für die Versorgungssicherheit dar.

Der Stand der Batteriespeicher in Deutschland

Derzeit (10/2024) verfügen die Großspeicher in Deutschland über eine Kapazität von etwa 1,8 Gigawattstunden (GWh). Diese Speicher können kurzfristig Strom speichern und später bei höherer Nachfrage oder höheren Preisen ins Netz einspeisen. Neben Großspeichern spielen auch dezentrale Systeme, wie Batterien in Elektroautos oder Photovoltaikanlagen, eine wachsende Rolle. Diese Flexibilität wird in Zukunft noch wichtiger, um das Potenzial erneuerbarer Energien voll auszuschöpfen.

Ein Beispiel für die Dynamik im Markt ist das Unternehmen Eco Stor, das im schleswig-holsteinischen Bollingstedt einen Großspeicher mit einer Kapazität von 238 Megawattstunden (MWh) baut und ähnliche vier weiter Projekte in Deutschland. Insgesamt plant das Unternehmen, mehr als zwei Gigawattstunden an Kapazität in den nächsten Jahren zu realisieren, was die Gesamtmenge der Batteriespeicher in Deutschland fast verdoppeln könnte. Ein anderes Beispiel ist das Unternehmen Kyon Energy. Es wird im niedersächsischem Alfeld bis Ende 2025 eine Anlage mit 275 MWh bauen. Auch andere große Unternehmen wie Volkswagen, RWE und EnBW setzen auf den Bau von Batteriespeichern, um ihre Energiespeicherungskapazitäten weiter auszubauen.

Großprojekte auf alten Kraftwerksstandorten

Interessant ist auch die Umnutzung alter Kraftwerksstandorte für den Bau neuer Speicher. So entsteht auf dem Gelände eines nie fertiggestellten DDR-Atomkraftwerks in Arneburg, Sachsen-Anhalt, ein moderner Batteriespeicher mit einer Kapazität von 64 Megawattstunden. Auch andere stillgelegte Atomkraftwerke wie Brokdorf werden für ähnliche Projekte genutzt, da diese Standorte bereits über die nötige Netzinfrastruktur verfügen. In Brokdorf soll sogar ein XXL-Speicher mit einer Kapazität von 1600 Megawattstunden entstehen.

Die wirtschaftliche Perspektive

Die Wirtschaftlichkeit von Batteriespeichern hat sich in den letzten Jahren stark verbessert, hauptsächlich aufgrund sinkender Kosten für Lithium-Ionen-Batterien. Früher wurden Speicher hauptsächlich zur Bereitstellung sogenannter "Regelleistung" genutzt, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Mittlerweile eröffnen die Speicher jedoch auch neue Geschäftsmodelle. Betreiber können den Strom tagsüber günstig speichern und zu Spitzenzeiten, wenn die Preise am höchsten sind, wieder verkaufen. Diese Einspeicher-Technologien machen sich zunehmend unabhängig von staatlicher Förderung rentabel. Die Speicher sind schlüsselfertigvormontiert, was eine schnelle Aufstellung ermöglicht.Energiewende

Das Ziel: Mehr Speicherkapazität für die EnergiewendeKyonEnergy Speicherausbau

Obwohl der Ausbau der Batteriespeicher stark voranschreitet, wird für eine erfolgreiche Energiewende noch viel mehr Kapazität benötigt. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) schätzt, dass Deutschland bis zum Jahr 2045 etwa 180 Gigawattstunden an Speicher braucht, um den Strombedarf an einem durchschnittlichen Wintertag für nur einen halben Tag zu decken. Bis 2026könnte sich die Speicherkapazität durch neue Projekte auf rund sieben Gigawattstunden erhöhen.

Zusätzlich könnten dezentrale Speichersysteme wie Elektroautos in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Würden 20 Millionen Elektroautos jeweils 60 Kilowattstunden speichern, könnte dies zusammen eine Kapazität von 1200 Gigawattstunden liefern – ein gewaltiges Potenzial für die Stabilisierung des Stromnetzes.
Dezentrale Speichersysteme wie Elektroautos könnten künftig eine zentrale Rolle spielen. Mit 20 Millionen Elektroautos und je 60 Kilowattstunden Speicher könnte eine Kapazität von 1200 Gigawattstunden erreicht werden – ein erhebliches Potenzial zur Stabilisierung des Stromnetzes. Der Vorteil dezentraler Speicher liegt darin, dass die Energie dort genutzt wird, wo sie gebraucht wird, wodurch teure Netzausbauprojekte entfallen und lokale Netzengpässe vermieden werden.
Auch Heimspeicher bieten großes Potenzial. Ihre Gesamtkapazität in Deutschland beträgt bereits 12,6 Gigawattstunden, mehr als die aktuellen Großspeicher. Sie helfen, Stromüberschüsse lokal zu speichern und Netzengpässe zu verringern, während sie gleichzeitig die Energiekosten für Verbraucher senken.

Fazit

Batteriespeicher gelten als einer der Schlüssel zur Bewältigung der Energiewende. Deutschland baut die Kapazitäten rasant aus, doch es ist noch viel Luft nach oben. Die aktuellen Großprojekte und die zunehmende Wirtschaftlichkeit zeigen, dass Speicher eine zentrale Rolle in der zukünftigen Energieversorgung spielen werden. Damit können erneuerbare Energien effizienter genutzt und Netzengpässe vermieden werden – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer klimafreundlichen und stabilen Energieversorgung.

Quellen: Bundesverband Solarwirtschaft e.V., Kyon Energy Solutions GmbH, Eco Stor GmbH

Neue Regelung zur Verteilung der Netzkosten für erneuerbare Energien: Entlastung für einige Regionen ab 2025

Ab dem Jahr 2025 gibt es eine wichtige Änderung für die Kostenverteilung beim Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Regionen, die besonders hohe Kosten durch den Netzausbau für erneuerbare Energien haben, werden entlastet. Die Bundesnetzagentur hat festgelegt, dass diese Mehrkosten nun auf ganz Deutschland verteilt werden. So sollen die Kosten fairer auf alle Stromverbraucher umgelegt werden.

Warum diese Änderung?

Einige Regionen in Deutschland produzieren deutlich mehr Strom aus erneuerbaren Energien, als sie selbst verbrauchen. Vor allem ländliche Gebiete im Norden und Osten Deutschlands sind hiervon betroffen. Um den Strom aus Wind und Sonne in ganz Deutschland verfügbar zu machen, müssen die Stromnetze in diesen Regionen ausgebaut werden. Das verursacht hohe Kosten für die lokalen Netzbetreiber, die bisher allein von den Menschen vor Ort getragen werden mussten. Nun sollen diese Regionen entlastet werden.

Wie funktioniert die Verteilung?

Die neue Regelung sieht vor, dass Netzbetreiber, die durch den Ausbau erneuerbarer Energien besonders hohe Kosten haben, einen Teil dieser Kosten auf alle Stromverbraucher in Deutschland verteilen können. Diese Verteilung erfolgt über einen sogenannten „Aufschlag für besondere Netznutzung“. Das bedeutet, dass alle Stromkunden einen kleinen zusätzlichen Betrag zahlen, um die Kosten gleichmäßiger zu verteilen.

Welche Netzbetreiber profitieren?

Insgesamt werden 178 Netzbetreiber in ganz Deutschland von dieser Regelung profitieren. Sie können insgesamt rund 2,4 Milliarden Euro an Mehrkosten verteilen. Zu den größten Profiteuren gehören Netzbetreiber wie die Bayernwerk Netz GmbH, die E.DIS Netz GmbH und die Schleswig-Holstein Netz AG. Davon profitieren auch die nachgelagerten Netzbetreiber, wie z.B. Stadtwerke.

Die vollständige Liste der Netzbetreiber zeigt die Bundesnetzagentur.

Was bedeutet das für den Strompreis?

In den betroffenen Regionen werden die Netzentgelte, also die Gebühren für die Nutzung des Stromnetzes, sinken. Auf der anderen Seite führt die Umverteilung zu leicht höheren Kosten für alle Stromverbraucher in Deutschland. Ob die reduzierten Netzentgelte an den Endkunden weiter gegeben werden, bleibt den Netzbetreibern überlassen. Ein Durchschnittshaushalt mit 3500 kWh/Jahr könnte in Netz der WEMAG Netz GmbH um über 200 Euro entastet werden.

Fazit

Mit dieser Regelung soll der Ausbau der erneuerbaren Energien fairer finanziert werden. Regionen, die besonders hohe Kosten durch den Netzausbau haben, werden entlastet, während alle Stromkunden einen kleinen Teil dazu beitragen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland weiter voranzutreiben und gleichzeitig die Kosten gerecht zu verteilen.

Quelle: Bundesnetzagentur