- Veröffentlicht: Mittwoch, 23. Oktober 2024 10:07
Batteriespeicher als Schlüssel der Energiewende: Status Quo, Bauvorhaben und Zukunftsperspektiven
In Deutschland nehmen Batteriespeicher eine zunehmend wichtige Rolle in der Energiewende ein. Sie speichern den Strom, der aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind- und Solarparks erzeugt wird, und können diesen bei Bedarf wieder ins Netz einspeisen – besonders in Zeiten, in denen der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint. Aktuell sind große Batteriespeicher in der Lage, Schwankungen im Stromnetz auszugleichen und stellen damit eine Schlüsseltechnologie für die Versorgungssicherheit dar.
Der Stand der Batteriespeicher in Deutschland
Derzeit (10/2024) verfügen die Großspeicher in Deutschland über eine Kapazität von etwa 1,8 Gigawattstunden (GWh). Diese Speicher können kurzfristig Strom speichern und später bei höherer Nachfrage oder höheren Preisen ins Netz einspeisen. Neben Großspeichern spielen auch dezentrale Systeme, wie Batterien in Elektroautos oder Photovoltaikanlagen, eine wachsende Rolle. Diese Flexibilität wird in Zukunft noch wichtiger, um das Potenzial erneuerbarer Energien voll auszuschöpfen.
Ein Beispiel für die Dynamik im Markt ist das Unternehmen Eco Stor, das im schleswig-holsteinischen Bollingstedt einen Großspeicher mit einer Kapazität von 238 Megawattstunden (MWh) baut und ähnliche vier weiter Projekte in Deutschland. Insgesamt plant das Unternehmen, mehr als zwei Gigawattstunden an Kapazität in den nächsten Jahren zu realisieren, was die Gesamtmenge der Batteriespeicher in Deutschland fast verdoppeln könnte. Ein anderes Beispiel ist das Unternehmen Kyon Energy. Es wird im niedersächsischem Alfeld bis Ende 2025 eine Anlage mit 275 MWh bauen. Auch andere große Unternehmen wie Volkswagen, RWE und EnBW setzen auf den Bau von Batteriespeichern, um ihre Energiespeicherungskapazitäten weiter auszubauen.
Großprojekte auf alten Kraftwerksstandorten
Interessant ist auch die Umnutzung alter Kraftwerksstandorte für den Bau neuer Speicher. So entsteht auf dem Gelände eines nie fertiggestellten DDR-Atomkraftwerks in Arneburg, Sachsen-Anhalt, ein moderner Batteriespeicher mit einer Kapazität von 64 Megawattstunden. Auch andere stillgelegte Atomkraftwerke wie Brokdorf werden für ähnliche Projekte genutzt, da diese Standorte bereits über die nötige Netzinfrastruktur verfügen. In Brokdorf soll sogar ein XXL-Speicher mit einer Kapazität von 1600 Megawattstunden entstehen.
Die wirtschaftliche Perspektive
Die Wirtschaftlichkeit von Batteriespeichern hat sich in den letzten Jahren stark verbessert, hauptsächlich aufgrund sinkender Kosten für Lithium-Ionen-Batterien. Früher wurden Speicher hauptsächlich zur Bereitstellung sogenannter "Regelleistung" genutzt, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Mittlerweile eröffnen die Speicher jedoch auch neue Geschäftsmodelle. Betreiber können den Strom tagsüber günstig speichern und zu Spitzenzeiten, wenn die Preise am höchsten sind, wieder verkaufen. Diese Einspeicher-Technologien machen sich zunehmend unabhängig von staatlicher Förderung rentabel. Die Speicher sind schlüsselfertigvormontiert, was eine schnelle Aufstellung ermöglicht.Energiewende
Das Ziel: Mehr Speicherkapazität für die Energiewende
Obwohl der Ausbau der Batteriespeicher stark voranschreitet, wird für eine erfolgreiche Energiewende noch viel mehr Kapazität benötigt. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) schätzt, dass Deutschland bis zum Jahr 2045 etwa 180 Gigawattstunden an Speicher braucht, um den Strombedarf an einem durchschnittlichen Wintertag für nur einen halben Tag zu decken. Bis 2026könnte sich die Speicherkapazität durch neue Projekte auf rund sieben Gigawattstunden erhöhen.
Zusätzlich könnten dezentrale Speichersysteme wie Elektroautos in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Würden 20 Millionen Elektroautos jeweils 60 Kilowattstunden speichern, könnte dies zusammen eine Kapazität von 1200 Gigawattstunden liefern – ein gewaltiges Potenzial für die Stabilisierung des Stromnetzes.
Dezentrale Speichersysteme wie Elektroautos könnten künftig eine zentrale Rolle spielen. Mit 20 Millionen Elektroautos und je 60 Kilowattstunden Speicher könnte eine Kapazität von 1200 Gigawattstunden erreicht werden – ein erhebliches Potenzial zur Stabilisierung des Stromnetzes. Der Vorteil dezentraler Speicher liegt darin, dass die Energie dort genutzt wird, wo sie gebraucht wird, wodurch teure Netzausbauprojekte entfallen und lokale Netzengpässe vermieden werden.
Auch Heimspeicher bieten großes Potenzial. Ihre Gesamtkapazität in Deutschland beträgt bereits 12,6 Gigawattstunden, mehr als die aktuellen Großspeicher. Sie helfen, Stromüberschüsse lokal zu speichern und Netzengpässe zu verringern, während sie gleichzeitig die Energiekosten für Verbraucher senken.
Fazit
Batteriespeicher gelten als einer der Schlüssel zur Bewältigung der Energiewende. Deutschland baut die Kapazitäten rasant aus, doch es ist noch viel Luft nach oben. Die aktuellen Großprojekte und die zunehmende Wirtschaftlichkeit zeigen, dass Speicher eine zentrale Rolle in der zukünftigen Energieversorgung spielen werden. Damit können erneuerbare Energien effizienter genutzt und Netzengpässe vermieden werden – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer klimafreundlichen und stabilen Energieversorgung.
Quellen: Bundesverband Solarwirtschaft e.V., Kyon Energy Solutions GmbH, Eco Stor GmbH